Heimatbesuch: Der Nieheimer Käsemarkt

Irgendwann in grauer Vorzeit… wahrscheinlich 1998 staunte ich mich zum ersten Mal über den Käsemarkt in Nieheim. Schon damals wunderte ich mich, was die ostwestfälische Kleinstadt da auf die Beine stellte: die ganze Stadt voller Käse. Nicht irgendwelche Käse! – Nein, richtig gute Sachen! Damals dachte ich: Nun ja, das ist ja nett! Aber ob´s das nochmal geben wird? Heute ist der Nieheimer Käsemarkt eine Institution, die dieses Jahr ihren zehnten Geburtstag feierte! – Lecker!

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Ideale Begingungen: Sonnnenschein, ein Wochenende zu Hause und zufällig ist auch noch Käsemarkt in Nieheim. In WO? – Jawohl, in Nieheim, einem 6000-Seelen Städtchen in Ostwestfalen. Ich schnapp mir das Fahrrad, genieße 20 hügelige Kilometer und stehe mittendrin. Oben pittoreskes Fachwerk, unten Käse… viel Käse! Die ganze Innenstadt besteht quasi aus Käse. (Und riecht auch so.) – Okay, ein bisschen Bier, Wein und Rhabarberschorle müssen sein. Aber hauptsächlich Käse. Guter Käse! Vorwiegend aus Rohmilch, hauptsächlich aus Nord- und Süddeutschland, der Schweiz und Österreich, ein wenig aus Frankreich und Italien.

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Probieren könnte und soll(te) man an jedem Stand, wenn man es schafft. Ich habe den klassischen Anfängerfehler gemacht und mich gleich am ersten Stand vollstopfen lassen. Hat sich aber gelohnt, denn die Käse der Backensholzer Rohmilchkäserei – eine der Käsereien der Käsestraße Schleswig-Holstein – sind wirklich gut: Besonders der 1,5 Jahre gereifte „Michel“ aus je 50 Prozent Kuh- und Ziegenmilch hat es mir angetan. Aber auch die „Kleine Ziege“ und der milbengereifte „Deichkäse Gold“ sind wunderbar. Die „Ziege“ ist cremig und mild-würzig, der goldene, 18 Monate gereifte „Deichkäse“ ist ein ausgewachsener Hartkäse, würzig und kräftig, fast karamellig.

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Nächster Halt ist die Demeter-Schafskäserei Langenburg. Da gibt es nicht nur würzigen Rohmilchkäse aus dem Gewölbekeller und den aromatischen Blauschimmelkäse „Roque blue“. Dort stoße ich auf ein empfehlenswertes Kinderbuch Cleo auf der Alp von Autorin und Illustratorin Juliane Tag. Die lebt und arbeitet in der Langenburger Schafskäserei und verkauft gerade Käse, als ich in ihr Buch schaue. Das erzählt, wie Juliane und ihr Hund Cleo einen Alpsommer erleben. Und wie sie dort täglich Käse machen. Gekauft! Und zuhause bereits eines der beliebtesten Bücher.

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Weiter geht´s durch das wuselige und quicklebendige Nieheim. Zum Nieheimer Käse! Eine Spezialität der Stadt: Streng riechende, kleine Rollen mit Kümmel, die mir seit meiner Kinderheit aus den Kühlschränken der Großeltern bekannt sind. Seit Anfang des 19. Jahrhunderts wurde dieser fettarme Sauermilchkäse von Bauern in der Region hergestellt. Heute gibt es nur noch eine Käserei, die den Arche Passagier produziert. Wobei… Opa sagt, der hätte früher ganz anders geschmeckt… Weltbekannt sei der Nieheimer Käsemarkt – so liest man auf der Webseite der Stadt. Die Kennzeichen der Reisebusse deuten zumindest auf Besucher aus dem gesamten Bundesgebiet hin. – Was schon mal beachtlich ist! Wenn man bedenkt, dass Deutschland keinesfalls als Käseland durchgeht. Schon eher als Bier-, Wurst- oder Brotland. Netterweise hat Nieheim auch zu diesen (westfälischen) Grundnahrungsmitteln etwas vorbereitet: Das Westfalen Culinarium – eine kulinarische Museumsmeile quer durch die Stadt, die neben dem Bier- und Schnapsmuseum, das Käse-, Brot- und Schinkenmuseum beinhaltet. Bemerkenswert ist überdies das „Sackmuseum – die Welt der alten und neuen Säcke“. Passend dazu der „Windsack“, eine weitere Nieheimer Spezialität. – Das aber nur am Rande!

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Zuletzt finde ich endlich noch richtig guten Käse aus der Nachbarschaft: bei Heike Jacobi und ihre Tochter Lena vom Biohof Jacobi in Körbecke bei Warburg. Der Hof ist mir seit Kindertagen vom Namen bekannt. Nicht zuletzt, weil die Jocobis schon 1980 auf Bioland-Anbau umstellten und als Pioniere in der Region bekannt waren. Umso schöner, dass man sich Jahrzehnte später mal trifft und sogar gemeinsame Bekannte hat. – Aber das ist eine andere Geschichte. Der Stand der Jacobis ist jedenfalls mit Abstand der hübscheste Stand des Käsemarktes, mit liebevoll geschreinerter Holztheke und einer alten Schultafel, die das Sortiment kundtut. – Von Tochter Lena Marie entworfen, sagt Bäuerin Heike Jacobi stolz. Heike ist die Käserin des Hofes. Aus eigener Rohmilch stellt sie Frischkäse, Weichkäse und verschiedene Schnittkäse her. Im Sommer bekommt sie zusätzlich Schafsmilch von einem anderen Biobetrieb. Ich probiere einige recht junge und dadurch eher milde Schnittkäse. Mein persönlicher Lieblingskäse ist der Diemeltaler, ein gereifter, cremig-würziger Mozzarella. Sehr lecker! Ebenfalls gekauft!

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Die Taschen voll Käse mache ich mich auf den Rückweg. Ein schöner Ausflug. Irgendwie entspannend und entschleunigend. Streetfood-Festival auf Ostwestfälisch!

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PS: Der Nieheimer Käsermarkt findet alle zwei Jahre am ersten Wochenende im September statt. Weitere Infos direkt im Städtchen!

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